Wohlfühlwerkstatt
Die ehemals durch Handwerksbetriebe genutzte Haushälfte von 1893 wurde zu einem Musikprobehaus umgebaut. Darin finden vom Zurich Jazz Orchestra (ZJO) die gesamten Proben, die kompositorische und administrative Arbeit und Musikunterricht statt.
Im Gegensatz zum Auftritt auf exponierten Bühnen findet das gemeinsame Proben im Saal in einer eigentlichen Terrainmulde statt. Das Besondere am Proben ist das Ausprobieren, das eben auch Scheitern beinhaltet, und das Arbeiten am Unfertigen. Deshalb wurden Räume entworfen, in welchen sich das Werkstatthafte mit dem Gefühl von Geborgenheit zu verbinden scheint.
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Medienberichte
In Zürich gibt es erstklassige Veranstaltungsorte, nur Probe- und Arbeitsräume für grössere Ensembles sind rar. Deshalb ist das «Jazzhaus» die Produktions- und Wirkungsstätte des ZJO, gleichzeitig aber auch Plattform und Arbeitsort mit Aufnahmemöglichkeiten für weitere Musikschaffende, Ensembles, Bands und Produktionen.
Das Jazzhaus ist über den Zwischenraum zum benachbarten Hofgebäude des «sogar theater» erschlossen. Mit der Anordnung der gegenüberliegenden Hauseingänge kann der Aussenraum aktiviert und Synergien zwischen den beiden kulturellen Institutionen herbeigeführt werden. Zugleich soll das Probehaus als gelassenes Pendant erscheinen, das gegenüber dem öffentlicheren Theaterhaus zurück steht.
Der bestehende Hauseingang des Jazzhauses führt direkt in einen zweigeschossigen Saal fürs Proben in Big-Band-Formation mit bis zu zwanzig MusikerInnen. Ein zusätzlicher Eingang mit neuer innenliegenden Treppe führt ins Obergeschoss. Dort sind zwei kleinere Proberäume angeordnet, welche über das Büro mit umfangreichem Notenlager erschlossen sind. Einer der beiden Proberäume ist zusätzlich als Aufnahmeregie ausgebaut.
Damit Räume zum Klingen gebracht werden können, bedarf es Volumen. Deshalb wurde die Decke zwischen dem Unter- und dem Erdgeschoss entfernt und die beiden Geschosse zu einem Raum zusammengefasst. Die Eingriffstiefe ins bestehende Haus wurde wesentlich durch die notwendige Akustik für eine Big Band bestimmt. Die übrige Struktur wurde soweit wie möglich, und bis hin zu den Heizkörpern, wieder verwendet.
Die im Vorfeld durchgeführte Messung beim Stück «Wind Machine» von Sammy Nestico ergab einen Schallpegel von 99 dB(A), was einem funktionierenden Presslufthammer entspricht. Und weil Musik vom Nachbarn im eigenen Schlafzimmer mehrheitlich «als Geräusch der Anderen» (Kurt Tucholsky) und somit als «Lärm» wahrgenommen wird, sind Schallschutzfenster, Vorfenster und verzinkte Stahlblechjalousieläden eingebaut.
Projekt | Umbau Werkstattgebäude in Musikprobehaus in Zürich |
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Bauphase | September 2023 bis März 2024 |
Bauherrschaft | Dr. Stephan à Porta-Stiftung / Zürich |
Bauingenieur | Schnetzer Puskas Ingenieure AG / Zürich |
Bauphysik | Amstein+Walthert AG / Zürich |
Akustik | applied accoustics GmbH / Gelterkinden |
Fotos | Hannes Henz / Zürich und Pablo Faccinetto / Zürich (ZJO und Haus vor Umbau) |